Chile 2

Region Antofagasta: Altiplano und Atacama-Wüste

 

Vom 21. bis 28. April 2015

 

Fortsetzung von Bericht Argentinien 3

 

Die entsprechenden Fotos zu diesem Bericht findet man am Ende des Textes.

 

Die Formalitäten an der Argentinisch-Chilenischen Grenze dauern insgesamt nur eine Stunde. Ich lasse den inzwischen kalt gewordenen Motor an und eine dunkelblaue Wolke hüllt die ganze Umgebung eine ganze Zeit lang ein, ehe ich losfahren kann. Es ist eine karge baum- und strauchlose Wüstengegend hier an der Grenze und der Wind pfeift über die Puna. An kleinen Lagunen sehen wir einige Vicunas, die sich von den wenigen Grasbüscheln ernähren. Später steigt die CH 27 noch weiter hinauf bis die Höhenanzeige unseres Navi schließlich 4832 m anzeigt. Das ist höher als der Montblanc, der höchste Berg Europas.

 

Später fahren wir bei nur wenig Verkehr am 5.916 m hohen, teils schneebedeckten Vulkan Licancabur vorbei und nun ständig bergab in die Atacama, die trockenste Wüste der Welt. In diesem Tal lebten die Atacama-Indianer, bevor die Inka sie 1450 unterwarfen und 1536 die spanischen Eroberer einzogen. Die 2000 Bewohner von San Pedro leben heute in einfachen Häusern in den Randbezirken der historischen Altstadt, deren Besonderheit die Lehmziegel-Bauweise ist. Im Zentrum der Altstadt sind fast ausschließlich Tourenanbieter, Restaurants, Cafés, kleine Mercados und Souvenirläden untergebracht. Es sind angenehm wenige andere Touristen unterwegs, das muss in der Hochsaison ganz anders sein, wenn der Ort aus allen Nähten platzt. Wenige Kilometer entfernt befindet sich das Valle de la Luna, das Tal des Mondes. Wir fahren durch das Tal und sehen ringsherum eine beeindruckende Landschaft mit roten Hügeln. Große Flächen des Tales sind weiß und erwecken den Eindruck, es sei von etwas Schnee bedeckt. Wir klettern einen Hügel hinauf und genießen im Licht der Spätnachmittagssonne die phantastische Aussicht auf das weiße Tal, die roten Berge und in der Ferne die umgebenden teils schneebedeckten Fünftausender. Hier oben trinken junge Leute einer geführten Tour gerade ihren Sundowner, ansonsten liegt eine beeindruckende Stille über dem Valle de la Luna. Bei Einbruch der Dunkelheit verlassen wir gerade noch rechtzeitig das Tal. Vor uns radelt eine Truppe junger Leute kaum beleuchtet durch die Nacht über die Piste zurück nach San Pedro.

 

Später fahren wir östlich des Salar de Atacama entlang und halten zunächst im staubigen Ort Toconao. Wir blicken auf die Atacama-Wüste und die dahinter aufragenden bis zu sechstausend Meter hohen weißen Vulkankegel. Fast als einzige Touristen spazieren wir durch diesen staubigen Ort, der allerdings über eine schöne und gepflegte Plaza und eine Kirche mit Dachbalken aus Kakteenholz verfügt. Wir wandern in die nahe gelegene Quebrada de Jerez, in der früher Obst und Gemüse angebaut wurde. Die Laguna Miscanti können wir wegen der schlechten Pistenverhältnisse nicht erreichen. Daher stellen wir unser Wohnmobil in einer Höhe von nur 3870 m ab. Durch das Frontfenster blicken wir direkt auf den 5622 m hohen schneebedeckten Cerro Miscanti. Es wird dunkel und über uns breitet sich ein besonders klares Sternenzelt aus, von dem die Milchstraße hell leuchtend zu erkennen ist. Kein Auto fährt hier mehr lang und es ist absolut still. Am nächsten Morgen springt der Motor nicht an. Die kalte Nacht aber viel mehr der fehlende Sauerstoff in dieser Höhe machen ihm Probleme. Der Fahrer eines vorbei kommenden Touristen-Minibusses will uns gern Starthilfe geben, findet aber seine Batterie nicht! Doch dann hält Claudio Silva, der beim SAG des Ministerio de Agricultura angestellt ist und auf dem Wege zum Paseo San Francisco an der Grenze zu Argentinien ist. Er gibt uns Starthilfe und nach einigen Versuchen springt unser Mercedes mit viel Qualmausstoß endlich an. Wir bedanken uns herzlich, Geld will Claudio nicht haben. Er sagt, diese Probleme haben viele Autos in diesen Höhen.

 

Unten im Tal biegen wir auf einer Schotterpiste ab zum Salar de Atacama, dem 300 qkm großen fast vollständig trockenen Salzsee. In dieser abflusslosen Senke gibt es vereinzelte Lagunen mit Krill und Mikroorganismen, die die Lebensgrundlage für Flamingos und andere Altiplano-Vögel bieten. Der Teil des Lago Chaxa gehört zur Reserva Nacional Los Flamencos. Wir spazieren bei wolkenlosem Himmel und im besten Licht der Spätnachmittagssonne auf Wegen durch die von Lehm und Salz verkrustete Landschaft. Ein paar hundert Parina Grande Flamencos, Flamenco Chilonos und Parina Chica Flamencos sowie andere Wasservögel sind zurzeit hier. Dazu haben wir einen phantastischen Blick auf die Berglandschaft mit über sechstausend Meter hohen Bergen. Wir verbringen ganz allein unter einem tollen Sternenhimmel eine windstille und absolut geräuschlose Nacht im Salar de Atacama, wenn man von unserem gemeinsamen Rommé-Spiel einmal absieht. Die Morgensonne beleuchtet die Berge der Cordillera de la Sal im Westen und die schneebedeckten Fünftausender der Bergkette der Puntas Negras. Ich stehe allein im stark verkrusteten und mit Salz bedeckten Salar de Atacama und mache in der Stille des Morgens etliche Fotos dieser eindrucksvollen abweisenden Landschaft. Ganz allmählich erfassen die Sonnenstrahlen dann die Berghänge und schließlich den Salar, in dessen Wassertümpeln wieder viele Flamingos herumstelzen. In San Pedro sehen wir uns das Museo Arquelógico Padre le Paige an. Hier beeindruckt uns insbesondere die hervorragende Darstellung der 11000-jährigen Atacameno-Geschichte mit vielen Originalstücken der hiesigen Indio-Kultur.

 

Lange Zeitim ersten Gang fahren wir über einen 3422 m hohen Pass, und dann bergab durch trostlose strauchlose Wüstenlandschaft. Auf der Fahrt nach Chui Chui sehen wir die riesigen künstlichen Teiche der Mine mit den giftigen Abwässern, die das Grundwasser der ganzen Region mit Arsen belasten. Das kleine urige Dörfchen Chui Chui wurde aufgrund seiner Lage am Fluss eine der ersten spanischen Siedlungen in Chile. Die Wände der 1675 gebauten Iglesia San Francisco sind weiß gekalkt und die Dachbalken aus Kakteenholz werden nicht mit Nägeln sondern von Lederschnüren zusammengehalten.

 

In Calama fahren wir vom Büro der CODELCO im komfortablen Bus vorbei an riesigen Abraumhalden auf knapp dreitausend Meter Höhe nach Chuquicamata, wo sich die größte offene Kupfermine der Welt befindet. Unterhalb der Kupfermine von Chuquicamata befand sich früher eine komplette Stadt mit den Familien der Minenarbeiter. Heute ist es eine Geisterstadt. Alle Einwohner wurden nach Calama in neue einfache Häuser am Stadtrand umgesiedelt, weil die gesundheitliche Belastung durch den ständigen Staub viel zu groß ist. In einem der Gebäude in der Ghosttown hält die Touristenführerin einen ausführlichen Vortrag über die Geschichte der Mine in Spanisch und Englisch. Dann fahren wir mit dem Bus durch das Werksgelände, vorbei an alten und neuen Verarbeitungshallen. Schließlich geht es weiter bergauf, bevor wir von einer Aussichtsterrasse den Blick über dieses riesige Erdloch werfen können, in das sich mächtige 50 m hohe Schaufelbagger immer weiter hineinfressen. Das Loch ist inzwischen 4,7 km lang, 3 km breit und 750 m tief. Die gigantischen Lastwagen brauchen eineinhalb Stunden, bis sie ihre Ladung von 225 Tonnen vom Grund der Mine bis oben zur Kupferschmelze gebracht haben. Hier werden jährlich bis zu 600.000 Tonnen Kupfer produziert und der Export dieses Metalls ist das allerwichtigste Exportprodukt Chiles.

 

Über San Pedro fahren wir später eine Stunde lang im ersten Gang bergauf und erreichen Diesel-schnaufend den Paso de Jama an der Chilenisch-Argentinischen Grenze. Die Grenzabfertigung mit Kontrolle der Küchenschränke und der Matratze dauert nur eine halbe Stunde. Ein anderer Zollbeamter spricht uns auf die letzte Fußball-WM an und meint mit einem Grinsen, beim nächsten Mal werde Argentinien 4:1 gewinnen.

 

Fortsetzung siehe unter Bericht Argentinien 4