Bolivien 1

 

Von Villazòn bis Uyuni

 

Vom 02.09.  bis 07.09.2015

 

Fortsetzung von Bericht Argentinien 6

 

Die Fotos zu diesem Bericht findet man am Ende des Textes.

 

Nach einer knappen Stunde sind die Grenzformalitäten an der argentinisch-bolivianischen Grenze erledigt. Wir erhalten für Bolivien eine Einreisegenehmigung für 90 Tage und für unser RMB Wohnmobil sowie den Piaggio Motorroller Einfuhrgenehmigungen für 6 Monate. Währenddessen sehen wir immer wieder staunend hinter die andere Seite der Grenzabfertigungsgebäude. Dort hinter einem hohen Zaun transportieren in langer Schlange Männer und Frauen aus Bolivien – meist in traditioneller Kleidung – Unmengen von Waren auf dem Rücken aber oft in zweirädrigen Transportwagen in beide Richtungen. Offensichtlich billige, einfache Produkte von Bolivien nach Argentinien und hochwertige Waren, aber auch schwere Zementsäcke von Argentinien nach Bolivien. Sie werden anscheinend nach der Zahl der transportierten Waren bezahlt. Und so rennen viele von ihnen im Laufschritt, versuchen die langsameren zu überholen. Ein fast endloses Hin und Her.

 

Später kommt neben der Straße durch die Wüste eine Mannschaft mit jungen Fußballerinnen und Fußballern. Sie winken uns zu, wir winken zurück und schon steht die Trainerin mit dem Fußball in der Hand und den jungen Leuten vor unserer Eingangstür. Die Frau meint, wir könnten ihre Mannschaft doch zum nächsten Dorf mitnehmen. Wir lehnen lachend ab. Eine ältere Frau schleppt ein riesiges Bündel mit Schilf auf dem Rücken, andere sitzen zwischen einem Berg von Maisstauden und sortieren die Maiskolben aus.

 

Die Stadt Tupiza macht einen wesentlich gepflegteren Eindruck als die Orte in Argentinien. Wir schlendern als einzige Touristen über den Mercado Campesino, dem Markt der Bauern aus der Umgebung. Die Indiofrauen tragen ihre traditionelle Tracht. Die Indiofrauen sitzen umgeben von ihrem riesigen Warenangebot. Bolivien ist bunt.

 

Die Straße über Potosi führt bergauf und bergab immer um Höhen von 3000 bis 4365 m. Auf einer Hochebene sehen wir neben der Straße hunderte Lamas, wo angesammeltes Wasser grünes Gras wachsen lässt. Später zeigen sich zierliche Vicunas am Straßenrand. Die Sonne ist gerade untergegangen, als wir von einem Aussichtspunkt einen phantastischen Blick hinunter auf den Salar de Uyuni und zu den weit in der Ferne dahinter liegenden Bergen haben. Der Himmel ist noch orange und purpur beleuchtet und im bereits in der Dunkelheit liegenden Ort Uyuni sind die vielen Straßenlaternen eingeschaltet. In der Dunkelheit holpern wir über die schlecht gepflasterten Straßen dieses Wüstenortes, in dem heute 18.000 Menschen leben. Anderntags sehen wir ein Pärchen gerade von seinem Tandemfahrrad absteigen, an dem hinten eine Deutschlandfahne flattert. Es sind Sabrina und Robert. Das sind die wahren Reisenden, die sich jeden Meter erstrampeln. Die beiden sind vor 13 Monaten in Anchorage/Alaska gestartet, sind dann von Nord- nach Mittelamerika und weiter bis nach Bolivien gefahren.

 

Salar de Uyuni

Bei 3° Grad starten wir warm eingepackt zu unserem Piaggio-Roller-Ausflug auf den Salar de Uyuni. Hinter Colchani quälen wir uns ganz langsam über die Schlaglochpiste etwa 5 km, bis wir den Salar de Uyuni erreichen. Der Salar de Uyuni ist die größte Salzwüste des Altiplano auf 3660 m Höhe. Mit 160 km Länge, 135 km Breite und einer Fläche von 12.000 km² ist dieser ausgetrocknete Salzsee 17 mal so groß wie der Bodensee. Jetzt in der Trockenzeit ist die Salzpfanne von einen Bienenwabenmuster aufgeworfener Salzkristalle überzogen. Ein phantastisches riesiges weißes Meer unter einem stahlblauen Himmel liegt vor uns, begrenzt von hohen Bergen der Andenkordillere weit in der Ferne. Wir fahren zunächst ein paar Kilometer bis zu einem aus großen Salzblöcken gebauten Denkmal für die Rallye Dakar, die seit einigen Jahren nicht mehr durch Afrika, sondern durch Südamerika und auch über den Salar de Uyuni führt. Ich fahre nur 40 bis 50 km/h, denn im Kopf habe ich, über eine schneebedeckte, darunter eisglatte Fläche zu fahren. Tatsächlich aber ist diese Fläche stumpf und in der Mitte bis zu 120 m dick. Doch für unseren Roller mit seinen kleinen Rädern besteht eine andere Gefahr: Unter der Salzoberfläche verlaufen Wasserströme, die an manchen Stellen nach oben dringen und ojos, Augen bilden. Das sind Tausende Löcher von 20 bis 50 cm Durchmesser, in die wir auf keinen Fall hineinfahren dürfen, sonst überschlagen wir uns. Auf den teils ausgefahrenen Spuren fahren wir Richtung Westen, sehen zwischendurch immer mal auf den Kompass und auf das Navi, damit wir nicht im Nirgendwo stranden. Unser Ziel ist nach 65 km die Insel Inca Huasi in der Mitte des Salar, die aber noch nicht zu sehen ist. Immer wieder verlassen wir die Fahrspur und rollern mit Vergnügen in weiten Kurven über das Bienenwabenmuster mit bis zu 10 cm hohen Salzkristallen. Erst nach einer Stunde sehen wir weit in der Ferne die Umrisse der Insel Inca Huasi auftauchen. Wir fahren vorbei an einem klapprigen Tour-Jeep, der offensichtlich nicht mehr fährt. Die Touristen sitzen drin und draußen werkelt der Fahrer am Motor herum. Schlechte Fahrzeuge mit schlecht ausgebildeten, aber schnellen Fahrern soll es hier immer wieder geben. Wir wandern eine halbe Stunde über diese schroffe Insel, die aus versteinerten Korallen besteht. Denn vor 30.000 Jahren war dieses Gebiet von dem riesigen Michínsee bedeckt. Auf der Insel steht heute ein Wald von zum Teil jahrhundertealten bis zu 12 m hohen Kakteen. Von oben bieten sich herrliche Ausblicke über die Kakteen auf das weiße Salzmeer bis hin zu den ihm umgebenden, über 5400 m hohen Bergen der Andenkordillere. Dann kommt Westwind auf. Mit diesem im Rücken rollern wir fast lautlos und allein durch die Einsamkeit zurück und verlassen bei Sonnenuntergang den Salar. Wir halten noch einige Male, machen noch etliche Fotos im stärker werdenden kalten Wind und verlassen bei Sonnenuntergang den Salar. Am nächsten Tag fegt ein mächtiger Sandsturm darüber hinweg.

 

Fortsetzung siehe unter Bericht Bolivien 2